Auf der Rückfahrt vom Schalenstein im Niesetal entscheiden wir, noch einen kurzen Drive-In in Schieder zu machen und nach der dortigen Burg zu suchen. Parkmöglichkeiten gibt es am Friedhof, sowohl am Kahlenbergweg als auch Unter den Eichen. Schon nach hundert Metern erreicht man die Vorburg – verhunzt durch einen in den 1950ern in den Wall hineingebauten „Ehrenhain“. Wenn man sich links hält, kommt man nach insg. 350 Metern auf eine große Lichtung. Eine nagelneue Erklärtafel gibt umfassend Auskunft über die Anlage. Immerhin weil…
…zu sehen ist wirklich leider gar nichts mehr. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wird hier das erste Mal geforscht und der damalige Landvermesser vermutete die Vorburg eines römischen Lagers und eine befestigte Siedlung der Cherusker. Jaaa, nicht so ganz. Erste Ausgrabungen führen 1899 der Direktor des Kestner Museums Hannover und der Direktor des Lippischen Landesmuseums Detmold durch. Die sehen das mit dem Römerlager schon anders , machen Schnitte durch Wälle und legen Gräben frei. Jetzige Therorie: ein fränkischer Amtshof aus der Zeit Karls des Großen. Die Fachwelt war begeistert und sie wurde „zu einem Eckstein der Burgenforschung“.
1938 führte W. Leo Nebelsiek (der von den Schalensteinen) eine erneute Untersuchung durch und stellte fest, das Vorburg aus einer anderen Zeit stammt als die Hauptburg.
Das was wir heute als Wiese sehen, ist die Hauptburg von ca 4.2ha Größe. Die letzten Mauerrest wurden schon im 19. Jahrhundert entfernt um für die Landwirtschaft Platz zu machen.
Innerhalb der Hauptburg fand man Reste einer in ost-westlicher Ausrichtung erbauten Saalkirche, wie schade dass nicht mal das kleinste Mäuerchen davon übrig ist! An den Fundementen fanden sich 14 Bestattungen. Die Funde deuten auf eine Erbauung im 10. oder 11. Jahrhundert hin. Außerdem gefunden wurde diverse Keramik, eiserne Werkzeuge aber auch Schmuck (zu sehen im lippischen Landesmuseum).
Ja und wie alt ist sie nun? Die historischen Überlieferungen passten nie so richtig zu den archäologischen Datierungen. Nach aktuellem Forschungsstand gibt es einen Wirtschafts- und Amtshof um 822, die steinummauerte Hauptburg ist aus dem frühen 11. Jahrhundert. So ab 1438 war die komplette Anlage wüst und auch die Kirche wurde wo anders neu errichtet.
Was uns ratlos zurück ließ.. ein Eiskeller? Wirklich? Also die kennen wir aus Schlossparks aber hier oben aufm Berg in einer mittelalterlichen Anlage? Und dann noch am äußeren Wall?
„Schatz, holst Du mir noch etwas Eis?“
„Orr…. “
Quellen: Kai Niederhöfer: Die mittelalterliche Befestigungsanlage Alt Schieder, Heft 22 der Reihe „Frühe Burgen in Westfalen“,
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