Gleich zu Anfang um Enttäuschungen zu vermeiden – ihr werdet sie nicht finden. Nicht Anna und nicht ihre Kirche.
Aber fangen wir mit der Geschichte an: 1427 wird in Münder am Deister eine Bruderschaft erwähnt, die als ihre Schutzpatronin die Heilige Anna, Mutter von Maria wählt und ihr in dieser Zeit eine Kapelle erbaute.
Die Sagen berichten dazu folgendes: an der Landstraße zwischen Münder und Springe, direkt am alten Hellweg soll es eine Heilquelle gegeben haben, die vormals einer heidnischen Gottheit geweiht war und dann von einem Einsiedler Priester aus Münder betreut wurde.
Um noch mehr Menschen anzulocken, habe er beim Harnischschläger Hand Doerenberg aus Hildesheim ein Bildnis der Heiligen Anna anfertigen lassen. Der Kopf der Statue war hohl und mit einem Öl gefüllten Gefäß besetzt. Wenn die Sonne schien und sich das Öl erhitzte, kullerten die glänzenden Perlen wie Tränen der Anna über die Wangen. Und da Menschen gern an Wunder glauben kamen die Pilger in Scharen, hofften auf Heilung und brachten reichlich Opfergaben. Bald war genug zusammen um eine Kapelle zu bauen.
Der Stadtschreiber von Bad Münder schreibt 1573:
„… Als nun der Bau vollendet (war) und die Kirche eingeweihet, auch 1506 die Wallfahrt confirmiret und bestätigt worden (war), hat man im selbigen Jahre am Tage St. Annen (26.07.) die erste Wallfahrt gehalten. Dahin (ist) unzählig Volk (gegangen). Und unter denen viele elende, gebrechliche Leute zusammen gekommen sind, denen wie sie gemeinet (haben) geholfen worden (war). Daher (ist) der Zulauf immer größer gewordem“
Das ganze lief anscheinend so vorzüglich, dass sich im Jahre 1514 der Herzog von Braunschweig-Lüneburg die Summe von 7200 Gulden vom Vorsteher der „Sunnte Annen Kerken“ auslieh. Ein paar Jahrzehnte später war damit aber schon wieder Schluss – die Reformation und besonders die “Reformfürstin“ Herzogin Elisabeth von Braunschweig-Lüneburg machte dem Treiben ein Ende: „… in allen Clostern, Stiften, Kirchen und Pharren (soll) das heilthumb, wes des furhanden und auf den altaren oder anderswo stehet, begraben werden.“
Graben! Das ist doch das Stichwort. Nachdem das Gelände kurzzeitig für einen Ferienpark in Betracht gezogen wurde, erinnerte man sich an die „Kapelle“ und und nach jahrelangem Tauziehen zwischen Denkmalschutzbehörde und der Stadt gingen im Oktober 1999 ein Bagger, Grabungstechniker der Bezirksregierung und Ehrenamtliche des Heimatsvereines an die Arbeit.
Die Gesamtlänge des Gebäudes, was zu Beginn der Grabung noch für eine kleine Kapelle gehalten wird, beträgt 27 Meter und 12 Meter Breite, die Strebepfeiler nicht mit eingerechnet. Sie war damit deutlich größer, als alle angenommen hatte. Leider wurde die Ruine über die Jahre als Steinbruch benutzt und viel Material fehlt.
Auf einer Karte von 1591 soll ein undeutlich erkennbarer Turmaufsatz abgebildet sein, vom Aussehen ist sonst nichts weiter bekannt. Man fand Scherben die darauf hinweisen, dass St. Annen verglaste Fenster hatte. Während einer weiteren Ausgrabung 2000 wurden weitere Fundamente freigelegt, die man Fachwerkhäusern zuordnet, die sich um die Kirche herum gruppiert haben. Chronisten berichten auch von Schankrechten für eine Gastwirtschaft.
Heute liegt das Gelände brach, oberirdisch ist nichts zu sehen da die Mauern zum Schutz wieder zugeschüttet wurden. Die wundertätige St. Annen Figur ist leider bis Heute nicht wieder aufgetaucht.
(die gezeigten St. Annen Abbildungen wurden uns freundlicherweise zur Verfügung gestellt und haben mit dem Ort keine direkte Verbindung, sie dienen lediglich der Anschauung)
Quellen:
- Artikel von Aloisia Moser im “Söltjer“
- Sagen von diesseits und jenseits des Deisters, Herausgeber Udo Mirau
Interesssanter Beitrag. Vielen Dank.