Der Wanderparkplatz scheint – vermoost wie er ist – nicht mehr oft genutzt zu werden aber liegt perfekt für den Start. Schon nach wenigen 100m erreichen wir, rechts von der Straße liegend, den jüdischen Friedhof.
8 Grabsteine, der älteste von 1840 sind entlang des Zaunes aufgestellt, ich glaube nicht, dass das der ursprünglicher Standort war. Wikipedia weiss nichts über seine Entstehung. Wir werden aber später noch erfahren, dass es schon sehr lange jüdische Bewohner in Lüdenhausen gegeben hat.
Hilfreiche (und manchmal noch einzige) Quelle: die Denkschrift des jüdischen Detmolder Lehrers und Predigers Moritz Rülf über Synagogen und Friedhöfe in Lippe.
In 1. Fassung vom Juli 1936
gibt es nur einen Überblick über 24 Gemeinden, in der 2. Schrift kam auch Lüdenhausen dazu. Er bereiste alle Gemeinden vermutlich Febr.-Juni 1936 und bemühte sich dabei bei den
Behörden um Lagepläne sowie Grundbuchauszüge.
Der preussische Landesverband jüdischer Gemeinden beschloss 15.11.1937 die Zusammenlegung und Eingemeindung der Synagogengemeinden kleinerer Orte, so kam Lüdenhausen zu Lemgo.
In seiner Gedenkschrift vermerkt er über Lüdenhausen folgendes:
“Auch hier leben seit Jahrzehnten keine Juden mehr. Außerhalb des Ortes auf einer Anhöhe liegt der Friedhof. Nach der Straßenseite fällt er steil ab. Hier ist keine Einfriedigung, jedoch die anderen Seiten sind von
einer lebenden Hecke und einem zerfallenden Drahtzaun eingefriedet. Der Friedhof zerfällt innerhalb seiner Fläche in 2 Teile, wovon der eine vom anderen durch eine kleine Holztür getrennt ist. Im ganzen sind noch
etwa 8 Grabsteine vorhanden. Beide Teile sind belegt. Der älteste Stein ist etwa aus dem Jahr 1840 und der jüngste aus 1900. Der Friedhof macht einen verlassenen, aber keinen unwürdigen Eindruck.“
Was es sonst noch in Lüdenhausen gab, scheint Rülf nicht erfahren zu haben, das hätte er sonst sicherlich erwähnt. Dazu mehr am Ende der Tour
Zunächst geht es eine steile Teerstraße hinauf bis zum Aussichtspunkt Hexenberg.
Ich fragte ein junges Paar mit kleinen Kindern nach dem Ursprung des Namens aber so richtig wusste man es nicht. Man meinte sich düster an eine Sage erinnern zu können, evtl auch Trolle die Steine geworfen haben. Schade, hätte gern genau erfahren woher der Berg seinen Namen hat. Kurze Zeit später erreichen wir schon unser erstes Hügelgrab und da zeigt sich, dass die ganzen Baumrodungen dafür von Vorteil sind – man kann die flachen Hügel in der Landschaft deutlich besser ausmachen.
Knapp dahinter zweigt ein Pattweg zu einem im Wald gelegenen Kriegermahnmal ab. Ich mag die zwar eigentlich nicht aber dieses ist immerhin schön gelegen.
Geht man von dort aus nicht wieder auf den festen Weg, sondern sucht nördlich einen alten Weg (kaum erkennbar, ich bin 1x im Kreis gelaufen) findet man das nächste Hügelgrab. Hier erkennt man nur mit viel Fantasie die Erderhebung aber ein uriger Baum wächst mitten darauf und kann als Wegweiser dienen.
Von hier aus geht es erstmal eine Weile entspannt bergauf, bergab. Kurz bevor wir die L297 überqueren (hier wäre eine alternative aber kleine Parkmöglichkeit) ist linker Hand der nächste Grabhügel zu finden. Die meist nicht genauer untersuchten Gräber der Region stammen aus der früheren Bronzezeit.
Vorbei an nett aufgemachten Erklärtafel von Marketing Extertal über die heimische Vogelwelt und einem einsam gelegenen Hof geht es wieder hinab nach Lüdenhausen. An der Stelle wo man die L861 überquert, gibt es eine Schutzhütte für Pause, die zwar dringend auf Vordermann gebracht werden müsste aber einen tollen langen Holztisch hat.
Jetzt geht es durch den Ort und wer mag, macht einen Abstecher zur Kirche.
Täusche ich mich eigentlich oder ist der Turm etwas verdreht? Die dazugehörige Kirche ist von 1867, der romanische Wehrturm mit Schießscharten soll aus dem 13. Jhd sein. Der Ort lag zur Sachsenzeit im Gau Tilithi und hieß Ludenhusen.
Über die links vom Eingang stehende Grabplatte lässt sich online leider wieder mal nichts finden. Jedenfalls ist Johann Christoph 1651 und Catharina 1653 geboren. Hinter der Kirche geht eine schmale Stiege hinab zurück zur Hauptstraße, der wir folgen bis zu diesem wunderbaren Fachwerkhaus:
Dieses Kötterhaus (=jemand der einen Kotten, einzeln stehendes Wohngebäude mit wenig Landbesitz bewohnt) ist von 1687. An sich schon sehenswert aber als man es 1998 sanierte, fand man etwas unter den Bodendielen:
Eine Mikwe – ein jüdisches rituelles Tauchbad. Nicht ungedingt etwas, dass man im ländlichen Kalletal vermutet. Zwischen Bach Osterkalle muss es vermutlich Verbindung gegeben haben um es zu bewässern. Der Raum war vor der Renovierung komplett mit Schutt verfüllt. Ursprünglich ging eine Steintreppe von der Diele ab, der untere Teil soll aus einer Holztreppe bestanden haben, 1 Person konnte darin problemlos eintauchen. Was ich am beeindruckensten finde, Funde deuten darauf hin, dass das Bad schon vor Erbauung des Fachwerkhauses 1687 bestand. Die Erbauer des Hauses waren Christen, die Mikwe war aber auch danach durch Juden der Gegend in Benutzung.
Zurück zum Parkplatz geht es über die Handwerkerstraße.
Quellen:
https://www.rosenland-lippe.de/
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