Der Schaumburger ist eines Stammes mit dem Bewohner des Diemellandes, denn wie diese gehört auch er dem großen sächsischen Volksstämme an, nur trägt er ein noch schärferes Gepräge seiner Nationalität, die selbst in der Gesichtbildung noch deutlich hervortritt. Im Allgemeinen ist der Schaumburger schlicht und bieder, aber auch derb bis zur Grobheit. Mit stolzem Selbstbewusstsein nennt er sich einen Schaumburger und hängt mit einer Liebe an seinem vaterländischen Boden, die in der Fremde nicht selten das Heimweh erzeugt. Die meiste Volkstümlichkeit zeigt jedoch der nördliche Schaumburger, der Bewohner des Amtes Rodenberg, der in mancher Hinsicht sich von dem Bewohner des Weserthales unterscheidet. Er ist größer und kräftiger, als dieser, hat aber als Bewohner des Flachlandes dünnere Waden und meist Plattfüß. Während im Weserthal eine weiche und wohlklingende Mundart herrscht, ist seine Sprache rau und hat manches ähnliche mit der des nordwestlichen deutschen Tieflandes. Auch rühmt man des Rodenbergers größeren Appetit und versichert, dass er niemals eine mehrstündige Wanderung unternehme, ohne seinen „Tamesbüel“ (einen leinernen Quersack) mit rohem Speck, mit Wurst, Butter und Brot in zu reichen der Maße gefüllt zu haben. Die Kleidung des Schaumburgers ist im allgemeinen der Leinenrock, meist weiß, doch auch farbig. Wie im Weserthal der runde Hut als gewöhnliche Kopfbedeckung dient, so trägt der Landmann in der Gegend um Oldendorf eine gewaltige hohe und breite Pelzmütze, der Rodenberger aber eine weiße, bald blau, bald roth gestreifte baumwollene Mütze oder, wenn er über Feld geht, einen großen Dreimaster, dessen breiter Rand etwa Handbreit vom Hutkopf absteht. Mehr wechseln schon die Trachten der Frauen, unter denen sich am meisten die Rodenbergerinnen auszeichnen, denn ihre Kleidung ist wahrhaft malerisch. Weithin leuchtet ihr rother Rock, und das silberbestickte Bruststück und die starken um den Hals gebundenen Korallenschnüre zeigen von ihrer Wohlhabenheit. Auch die hohen Absätze ihrer Schuhe sind roth. An einigen Orten tragen sie kleine Mützchen, die wie Schwalbennester am Hinterkopf hängen, oder winden recht geschmackvoll ein rothes Tuch turbanähnlich um den Kopf. Leider ist auch im Schaumburgischen der Genuss des Brandweins bis zu einer schrecklichen Höhe gestiegen.
G. Landau: Beschreibung des Kurfürstentums Hessen, Kassel 1842
(was genau war ihm da bloss in Rodenberg widerfahren, frage ich mich ?)
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